Frisch, fromm, fröhlich, frei, ist die edle Turnerei. Diesen Spruch nahmen einige Haßberger 1920 zum Anlass einen Turnverein zu gründen. Geturnt wurde in Haßbergen bereits in früheren Jahren.
Lehrer Brandes hat bereits in der Schulchronik erwähnt, dass 1914 ein Schauturnen stattgefunden hat. Für die Turnabteilung der Schule wurden ein Barren und eine Matte angeschafft. Lehrer Brandes
war ein begeisterter Turner. Auf seine Initiative hin wurde 1920 der Turnverein mit dem Namen Männer-Turn-Verein Haßbergen gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern zählten Fritz Kastens, Fritz
Wiechmann, Georg Sieling und Heinrich Wiechmann. Im Sommer konnte man die Turner bei Freiübungen in Barkhausens Eichen entdecken. In den Wintermonaten wurde in den damals üblichen Turnanzügen auf
dem alten Saal der Gastwirtschaft Sagehorn (heute Mönch) geturnt. Bereits 1922 wurde eine Vereinsfahne angeschafft, auf der die vier das Turnen prägenden „F“ standen, die für - frisch –
fromm – fröhlich – frei - stehen.Die Turnbegeisterten wurden immer mehr. So entschlossen sich die mutigen Turnbrüder (Frauen als Mitglieder gab s damals noch nicht) eine Turnhalle in
Eigenregie mit Unterstützung der Gemeinde zu bauen. Trotz vieler Bedenken wurde der Bau der Halle Wirklichkeit. Gleichezitig wurde 1924/25 auch noch der Turnplatz planiert, so dass auch draußen
geturnt werden konnte. Die Finanzierung erforderte erhebliche Anstrengungen. Laut Kassenbuch trugen Spenden, Sammlungen, Einnahmen aus Schauturnveranstaltungen, Theatervorführungen und auch ein
Kredit der Gemeinde zum Gelingen der Baumaßnahmen bei. Das Bauholz wurde von der Haßberger Interessentenforst zur Verfügung gestellt. Auch der Landkreis beteiligte sich mit einem Zuschuss aus den
Jugendpflegemitteln, nachdem man gesehen hatte, dass die Haßberger Turner die Halle tatsächlich errichten. Ein Modell der Halle wurde sogar in Hannover ausgestellt.
Durch diesen Neubau, der bei allen sportbegeisterten Haßbergern und in den umliegenden Orten große Freude ausgelöst hat, galt unser Dorf schon damals als ein kultureller Mittelpunkt.
Sportveranstaltungen, Volkstänze und Theateraufführungen gehörten zum Programm der Turner. Der Verein zählte bei der Einweihung der Turnhalle über 50 Aktie. Der Männer-Turn-Verein Haßbergen war
der erste Verein im Regierungsbezirk Hannover mit einer eigenen Turnhalle.
1927 fand auch die offizielle Fahnenweihe statt. Ihre Inschrift „Übung stählt die Kraft, Kraft ist was Leben macht“ neben den erwähnten vier „F“ gilt heute noch.
Nach dem Hallenneubau gründete sich auch die erste Damenriege, die dazu beitrug, dass turnerische und gesellschaftliche Leben zu fördern. So richtete der MTV die Schützenfete von 1931 bis 1937 aus. Die damals sehr aktiven Turnbrüder nahmen an vielen sportlichen Veranstaltungen im Bereits des Aller Weser Turnverbands teil. Sie kehrten oft mich Siegen nach Haßbergen zurück. Nach der Machtübernahme durch die Nazis wurden die Reihen der Turner durch die Einberufung zum Wehrdienst stark reduziert. Ein reibungsloser Turnbetrieb war nicht mehr gegeben. Die Turnhalle wurde in den Kriegsjahren sogar zweckentfremdet und fand zeitweise als Kornlager Verwendung. Auch als Gefangenenlager wurde sie verwendet. Nach Beendigung es <krieges war eine totale <nutzung immer noch nicht möglich, weil dort Baumaterialien der Vertriebenen gelagert wurden. Nichts desto trotz wurde Heinrich Wiechmann, die Haßberger Turnlegende, 1940 zum Vorturner bestimmt. 1943 kam es zu einer sogenannten Neugründung des Vereins durch den damaligen Kreissportführer Heinrich Gröning aus Nienburg. 26 Mitglieder gehörten dem Verein noch an. Hermann Röver wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt. Jetzt wurde auch Fußball beim MTV gespielt. Eine Herren- und Jugendmannschaft wurden gegründet. Da die Platzverhältnisse kein geordnetes Spielen zuließen, schlossen sich die Fußballer dem TuS Drakenburg an. Im Sommer 1946 wurde unter der Leitung von Frau Ursel Siemering (Ehefrau des Dorfarztes) wieder eine Damenriege gegründet. Ein Beweis dafür, dass sich sowohl das gesellschaftliche wie das Vereinsleben wieder zu normalisieren begann. 1948 richtete der MTV wieder das Schützenfest aus, allerdings nicht mit einem Gewehr sondern mit Pfeil und Bogen. Auch in den Folgejahren war der MTV für die Ausrichtung des Schützenfestes zuständig und übernahm 1952 auch das Erntefest. Probleme gab es 1948 mit einer Rechnung in Höhe von 80,00 DM des Landkreises für die Tanzgenehmigung anlässlich des Schützenfestes. Dieser für heutige Zeiten geringe Betrag wurde wegen der schwierigen Finanzlage des Vereins vom Kassenwart Dietrich Lausmohr aus seiner Privatschatulle vorgestreckt. Der Verein verpflichtete sich seinerseits zur Rückzahlung am ersten Schützenfesttag. So war die Ausrichtung des Festes gesichert. 1949 wurde auch eine Tischtennisabteilung gegründet. Die Familie Eggers aus Eystrup stellte leihweise eine Tischtennisplatte zur Verfügung. So musste der Verein noch 4 Bälle und 2 schläger kaufen. Ab 1949 gab es dank des sehr engagierten Einsatzes von Heinrich Wiechmann wieder Gerätemannschaftswettkämpfe. Am 27. November war es dann soweit, Mannschaften aus Nienburg, Wellie und Martfeld kamen nach Haßbergen zum Kräftemessen. Als Sieger gingen die beiden Haßberger Riegen hervor. Allen Sportlern ist dieser schöne Wettkampf noch lange in guer Erinnerung geblieben. In der Einzelwertung überragten Martha Eggers und Heinrich Wiechmann vom MTV.
1950 fand in Martfeld der nächste Vergleichskampf statt. Die sportlichen Erfolge ließen den Gemeinderat aufhorchen. Er stiftete einen Wanderpokal für die weiteren Mannschaftswettkämpfe. Bei der Jahreshauptversammlung am 7. Januar 1951 fand ein Wechsel in der Vereinsführung statt. Als neuer 1. Vorsitzender wurde Georg Ellermeyer gewählt. Durch den tödlichen Unfall von Georg Ellermeyer erfolgte 1958 eine Neuwahl. Das langjährige Mitglied Wilhelm Lukat wurde zum Vorsitzenden gewählt. Da der Lehrer Wilhelm Krüger auf sein Amt verzichtete wurde August Meyer zum zweiten Vorsitzenden gewählt. Aber auch dieser Vorstand blieb nicht lange im Amt. Auf der Versammlung im Januar 1960 August Meyer 1. Vorsitzender. Als neue zweite Vorsitzende agierte jetzt Ruth Andermann. Als Übungsleiterin für die Damenriege konnte Ingrid Wieland gewonnen werden, die 36 Frauen zu betreuen hatte. Der Turnbetrieb erlebte jetzt einen großen Aufschwung und machte auf Kreis- und Bezirksebene mit vielen Erfolgen auf sich aufmerksam, auch wegen des unermüdlichen Wirkens von Heinrich Wiechmann. Er sorgte gemeinsam mit Lehrer Krüger auch dafür, dass die Halle 1959 einen Doppelschwingboden in Parkett erhielt. Die Baukosten betrugen 6.000,00 DM Mit der Installation von Toiletten, Dusch- und Umkleideräumen und dem Einbau einer Oelheizung im Jahre 1968 erfolgte eine weitere größere Baumaßnahme. Die Gesamtkosten von 85.0000,00 DM wurden größtenteils von der Gemeinde getragen. Inzwischen wurde die Halle auch von der Schule und dem inzwischen eigenständigen Tischtennisclub genutzt. Die offizielle Einweihung der umgebauten Halle erfolgte am 04. Januar 1969. Als Christa Hassel 1972 die Gymnastikgruppe der Damen übernahm, war nicht vorhersehbar, dass sie dies Amt über Jahrzehnte mit viel Engagement ausüben würde. Nicht nur in sportlicher Hinsicht sonder auch in der Vorstandsarbeit und in gesellschaftlichen Belangen wurde sie zur Seele des Vereins
1976 wurde Helga Schade als erste Frau 1. Vorsitzende des MTV. Ihr zur Seite stand weiterhin mit Rat und Tat die bereits 1960 zur 2. Vorsitzenden gewählten Ruth Andermann. Sie standen vor der
Aufgabe den Verein, dessen Mitgliederzahl 1980 ihren Tiefpunkt erreicht hatten, wieder vorwärts zu bringen. Die Zeit des Geräteturnens, deren letzter Übungsleiter Heinrich Wiechmann und Gerhard
Scholz waren, ging zu Ende aber neue sportliche Angebote des Vereins brachten die Wende. 1981 wurde eine bereits in früheren Jahren bestehende Mutter-Kind-Gruppe neu gegründet, die über die Jahre
zwar wechselnde Übungsleiter hatte aber bis heute noch besteht. Elsa Lausmohr war der Motor zur Gründung einer Yoga-Gruppe und Elfriede Hadler wurde 1984 erfolgreiche Chefin der neu gegründeten
Senioren-Sparte, deren Leitung sie erst Anfang 2010 aus gesundheitlichen Gründen aufgab. Auf Drängen der Samtgemeinde erfolgte 1982 mit einem weinenden und einem lachenden Auge die Übersiedlung
in die neu errichtete Mehrzweckhalle. Mit Wehmut wurde die alte Halle aufgegeben, die über 60 Jahre nicht nur Trainingsstätte der verschiedenen Sparten war, sondern auch kultureller Mittelpunkt.
Die Halle wurde auch für diverse gesellige Veranstaltungen vom Schützenverein, der Soldatenkameradschaft sowie der Feuerwehr genutzt. Sie wurde jetzt das Domizil der Feuerwehr, des Tennisvereins
und des Spielmannzuges. Auch heute ist die sogenannte „alte Halle“ immer noch Treffpunkt, wenn zu Veranstaltungen gestartet wird. Beim Umzug mussten einige vereinseigene Geräte veräußert werden,
da sie in der neuen Halle keinen Platz fanden. Auch für das Pferd wurde eine neue Heimat gesucht. Helmut Bormann war bereit, dem Turngerät „Kost und Logis“ zu gewähren. Ob er es heimlich zum
Turnen nutzen wollte, ist leider nicht bekannt, aber eher unwahrscheinlich. Die MTV Mitglieder brachten das Gerät feierlich geschmückt mit einer großen Abordnung in sein neues Zuhause in die
Schwarze Straße. Dank Helmut Bormann endete das Gerät, das jahrelang die Übungen der Turner ertragen mussten, nicht auf dem Sperrmüll. Der Verein erlebte in den neuen Räumlichkeiten einen
deutlichen Aufschwung. Das Kinder- und Jugendturnen wurde durch einen vom MTV Nienburg verpflichteten hauptamtlichen Sportlehrer in
tensiviert. Wesentlicher Garant für den Erfolg in diesem Bereich war das Engagement der Vereinsmitglieder Ursula Nenstedt und Andrea Krone, die die Übungsleiterlizenz erwarben. Das neue Angebot
Jazz-Dance wurde von den weiblichen Jugendlichen begeistert aufgenommen. Diese Gruppe wurde von Lisette Snijders ins Leben gerufen und später von Petra Heise weitergeführt. 1995 hatte der MTV
dann einen Mitgliederbestand von 142 Erwachsenen und 108 Kindern. Während bei den Erwachsenen Erhaltung von Gesundheit und Beweglichkeit Motivation für ihre Teilnahme am Sport ist, steht bei den
Kindern und Jugendlichen der Spaßfaktor im Vordergrund. Es wurde auf der Eisbahn Schlittschuh gelaufen, im Februar Fasching gefeiert, zu Ostern wurden Eier gesucht und Spielenachmittage
veranstaltet. Außerdem nahm der Verein durch unterschiedliche Aktionen bei den Ferienpassaktion, die in den Sommerferien vom Schulförderverein ausgerichtet wurden, mit z.B. Inlinerrally,
Völkerballtunier mit anschließender Übernachtung in der Turnhalle, Spontantheater, Kunst aus Müll u.s.w. Teil. Bis heute ist das jährliche Zeltlager mit den
Haßberger Sportvereinen unter den Kindern der Renner.
1995 feierte der MTV Haßbergen gemeinsam mit dem SC Haßbergen, der auf 40 Jahre Vereinstätigkeit zurückblicken konnte, unter großen Anteil der Bevölkerung sein 75-jähriges Vereinsjubiläum. Unter
MTV-Regie fand ein Seniorentag und eine Kinder-Zirkus-Veranstaltung statt. Ein gemeinsamer Kommersabend mit dem SC und ein Spiel ohne Grenzen für alle Haßberger Vereine rundete die Sportwoche ab.
1998 schied Ruth Andermann nach 38 Jahren als 2. Vorsitzende aus der Vorstandsarbeit aus. Ihre Nachfolgerin wurde Christa Hassel. Für ihre jahrzentelangen Verdiensten um den Verein wurde Ruth
Andermann und Heinrich Wiechmann zu Ehrenmitgliedern ernannt. Seit 2000 bietet der MTV unter der Leitung von Christa Hassel Nordic Walking an. 3 x wöchentlich nehmen bis zu 40 Teilnehmer an
diesem Fitnessprogramm teil.
Breit gefächert ist das Sportangebot, dass der MTV seinen Mitgliedern macht. Für Kinder wird zur Zeit außer dem MutterKind-Turnen noch Turnen im Vorschulalter und Geräteturnen und Spiele für
Grundschulkinder unter der Leitung von Tanja Reinecke und Iwona Meyer unter Mithilfe von Sarah Flade und Zarah Peleng angeboten. Außerdem gibt es noch eine Bauchtanzgruppe. Pilates und
Wirbelsäulengymnastik werden auch für Nichtmitglieder angeboten. Vor allem unter jungen Frauen ist die von Marion Flade geleitete Step-Aerobic beliebt. Ein Anfänger Step-AerobicKurs, der von
Thierry Balland geleitet wird, wird ebenfalls gut angenommen. Auf die Initiative von Marion Flade gibt es seit 2007 eine Männerfitnessgruppe, so dass das“ M“ im Vereinsnahmen auch wieder zu Recht
steht und nicht nur als Mädchen-Turnverein zu deuten ist. Insgesamt sind im Jahr 2010 neun Übungsleiterinnen mit 15 verschiedenen Kursen für den MTV tätig. Der MTV versteht sich nicht nur als
Sportleistungsträger, sondern ist ständig bemüht, einen Beitrag zum Gemeinschaftsleben zu leisten. Teilnahme an Jubiläen anderer Vereine sind eine Selbstverständlichkeit. Auch Auftritte bei deren
Veranstaltungen oder dem Altennachmittag im Gemeindehaus gehören dazu Seit der Gründung im Jahre 1978 nimmt der MTV regelmäßig mit einer stattlichen Korporalschaft am Schützenfest teil und auch
das Erntefest findet nicht ohne den MTV statt. Der Verein bemüht sich um eine gute Kooperation mit den anderen Vereinen. So teilt sich der Verein nicht nur die Mehrzweckhalle mit der Schule, dem
Kindergarten und dem TTC sonder mit letzterem auch den angemieteten Gemeinschaftsraum in der Halle. Die gute Zusammenarbeit mit der Grundschule wird besonders beim Training für das Sportabzeichen
und dem Ablegen desselben deutlich.
Obwohl es in sportlicher Hinsicht unverändert gut lief, war das Jahr 2007 für den Verein turbulent, so dass eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen werden musste, bei der dem
amtierenden Vorstand das Vertrauen ausgesprochen wurde. Auf der ordentlichen Hauptversammlung im Januar 2008 kandidierte die 1. Vorsitzende Helga Schade nach 32 Jahren unermüdlicher und
verdienstvoller Vorstandarbeit nicht mehr. Äußerer Zeichen des Dankes war die Teilnahme des Vorsitzenden des Turnkreises Nienburg, Ernst Eickhoff, bei ihrer Verabschiedung. Zur neuen Vorsitzenden
wurde einstimmig Marion Flade gewählt. Als 2. Vorsitzende wurde ihre Mutter, Christa Hassel, im Amt bestätigt. Seit Ihrer Kindheit ist Marion Flade -mit einer kleinen Unterbrechung- im MTV. Seit
13 Jahren lizensierte Übungsleiterin C und B (Präventionssport Profil: Haltung und Bewegung / HerzKreislauftraining). Mit Ihrer Tochter Sarah, ist bereits die 3. Generation für den Verein
aktiv.
Viele Mitglieder haben sich im Laufe seines Bestehens um den Verein verdient gemacht. Längst nicht alle sind in dieser Chronik erwähnt worden. Namen wie die Turnerinnen Martha Eggers und Heidi
Böhm kennen heut nur noch die Älteren. Namen wie Heinz Kastens, Dietrich Lausmohr und seine Frau Inge sowie Susanne Mönch sind als Kassenführer in den Annalen festgehalten. Als Schriftführer
haben z.B. Alfred Meyer, Lissy Meyer, Ursel Nenstedt und Renate Hogrefe ihren Anteil an erfolgreicher Vereinsarbeit gehabt. Auch den vielen nicht erwähnten Übungsleitern ist der Verein zu Dank
verpflichtet. Stellvertretend stehen die Namen Fritz Wiechmann, Lore Horeis, Ilse Lange, Dieter Hartmann und Inge Balland. Ohne die Arbeit, Liebe, Enthusiasmus und nicht zuletzt den finanziellen
Beitrag seiner Mitglieder kann kein Verein existieren. Darum sei an dieser Stelle auch all denjenigen Dank gesagt, die durch ihre jahrzehntelange Mitgliedschaft den Verein am Leben gehalten
haben.